Historische Ansichtskarten

Der Neubau der noch heute evangelische Kirche von Lötzen war nötig geworden, als die Vorgängerkirche im Jahre 1822 bei einem Stadtbrand zerstört wurde. Ein 1825 eingereichter Entwurf in neugotischen Formen wurde nach Begutachtung durch Schinkel von der Berliner Oberbaudeputation abgelehnt. Schinkel erstellte einen Gegenentwurf "..in einem reinen einfachen Stil..", d.h. in klassizistischen Formen mit Rechteckfenstern, Satteldach und Putzquaderung. Eine große Tempeltür bildet den würdevollen Eingang ins Kircheninnere. Das Innere ist ein flach gedeckter rechteckiger Saal mit einer dreiseitig umlaufenden Empore. Errichtet wurde die Kirche 1826/27 unter Aufsicht von Baurat Christian Vogt.
Auf seiner Dienstreise durch die preußischen Gebiete besuchte Schinkel am 13. August 1834 die Kirche und Urteilte: "Trotz der Einfachheit des Plans ist diese Ausführung mißlungen zu nennen. Nur aus der Ferne erkennt man noch Spuren der Hauptverhältnisse, in der Nähe aber ist der völlige Mißverstand aller Details und die schlechte Ausführung an vielen Teilen ein recht betrübliches Beispiel, daß die Baubeaufsichtigung unvollkommen, eine Kontrolle des Regierungsbaurats gar nicht konnte stattgefunden haben."
Tatsächlich wurde Schinkels Entwurf nicht gewissenhaft umgesetzt, was mit einer regelmäßigeren Bauaufsicht wohl hätte verhindert werden können. So sind z.B. die Gesimse nicht um den Turm herum gezogen worden. Die Seitenfenster reichen bis unter das Sohlbankgesims und unter dem jeweils mittleren Fenster befinden sich zusätzliche Eingangstüren. Die Dachschrägen an Turm und Kirche sind jeweils leicht geknickt.
Der polygonale Chor wurde erst 1881 angebaut. Auch die seitlichen Anbauten entstanden zu einem späteren Zeitpunkt.

(Quelle: Andreas Bernhard; Gert Streit: Karl Friedrich Schinkel, Führer zu seinen Bauten, Band2;
Eva Börsch Supan, Schinkel Lebenswerk-Die Provinzen Ost- und Westpreussen und Herzogtum Posen)